Ein nicht nur physisch gealterter Psychiater, der sich von seiner Umwelt abgekapselt hat, findet mit kleinen Schritten ins Leben zurück. Und dies durch eine Klientin, die er eigentlich gar nicht
mehr annehmen wollte, weil er kurz vor seiner Pension steht. Sie, Agathe, die der Meinung ist, nur er könne ihr noch helfen, ist es, die den Mann zum Nachdenken bringt. Er ist lebensmüde, genervt
von den Problemen seiner Klienten und er hat vergessen, warum er mal diesen Beruf ergriffen hat.
Die Geschichte, die im Paris der 30er Jahre spielt, kommt leicht und luftig daher und ist gleichzeitig sehr tiefgründig und traurig. Dies wird für mich durch das zauberhafte Cover unterstützt.
Sie regt zum Nachdenken an nicht nur darüber, wie es dazu kommen konnte, dass der Psychiater so ist, wie er ist, sondern auch über das eigene Leben.
Obwohl in der Geschichte im Grunde äußerlich nicht viel passiert, geht dennoch schleichend eine große innere Wandlung vor sich.
Es macht schon sehr traurig und nachdenklich, wenn man sich überlegt, wie wenig man manchmal von seinem Umfeld weiß. Dass man keine Ahnung hat, was den Nachbarn bewegt, dass man Vorurteile
schafft, obwohl oder besser weil man den anderen gar nicht kennt. Eine Person, wie Madame Surruge, die seit Jahrzehnten für einen arbeitet und von der man im Grunde ebenso wenig weiß wie über den
Nachbarn.
Obwohl man beim Lesen meint, es lese sich mal so schnell durch, stellt man bei genauerem Hinsehen im Nachhinein fest, dass unglaublich viel Potential in diesem kleinen unscheinbaren Buch steckt
und dass Kleinigkeiten und ein wenig Umdenken Großes bewirken kann.
Unbedingt zu empfehlen!
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